Rede des Bürgermeisters zum Vereinsempfang
Ich begrüße Sie zu unserem traditionellen Neujahrsempfang für Rankweiler Vereine und heiße sie im Namen der Gemeindevertretung hier im Vinomnasaal herzlich willkommen. Ihnen, Ihren Familien und allen, die Ihnen nahestehen, wünsche ich ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2019.
Es ist schon ruhiger zugegangen auf dieser Welt zum Jahreswechsel: Ich meine damit nicht die Schneefälle die Österreich derzeit heimsuchen, auf die komme ich später nochmal zurück.
China und Amerika, die beiden wahren Großakteure auf dieser Welt, stehen sich immer unversöhnlicher gegenüber. Gelbwesten-Proteste, Italien-Schuldenhaushalt und Brexit lähmen Europa. Und Russlands Präsident Wladimir Putin warnt gar vor der wachsenden Gefahr eines Atomkriegs. Der Aufstieg von Rechts- und Linkspopulisten, Xis zunehmend autokratische Herrschaft in China, Machtkämpfe im Nahen und Mittleren Osten, Klimawandel und die damit verbundene Flüchtlingswelle. Die Welt scheint nicht imstande zu sein, dem etwas entgegenzusetzen. Zu zersplittert, zu zerrissen präsentiert sie sich. Mit einem China, das knallhart sein autoritäres Modell in die Welt trägt. Und mit einer USA, welche die Rolle der Ordnungsmacht offenbar nicht mehr ausfüllen will. Ja, es hat schon bessere Zeiten gegeben. Derzeit dominieren somit viele Faktoren das weltpolitische Geschehen – Faktoren, die verunsichern, irritieren, Angst machen. In solch einer Situation kann der Einzelne aber auch die Gesellschaft als Ganzes resignieren, sich zurückziehen.
Die gesunde und lebendige Reaktion aber wäre, der Zukunft und dem Unbekannten, dem Unvorhersehbaren voller Vertrauen entgegenzublicken, die Herausforderungen voller Tatendrang anzugehen. Der Einzelne sollte sich nicht zurücklehnen und darauf vertrauen, dass die anderen es schon richten werden. Ein jeder ist verpflichtet, zu handeln, aktiv zu werden – in dem Ausmaß, in dem ein jeder selbst auf seine bzw. ihre individuelle Art und Weise etwas tun kann.
Ein Beispiel dazu: Die Schneefälle in den letzten Tagen fordern nicht nur von den Mitarbeitern im Winterdienst unserer Gemeinde einiges, sondern auch von Hauseigentümern oder zum Winterdienst eingeteilten Wohnungsbesitzern. Der Winterdienst der Marktgemeinde Rankweil ist zur Erläuterung unter anderem auch eine Unterstützung der Anrainer, welche laut Straßenverkehrsordnung für die Räumung des Gehsteigs vor dem eigenen Haus oder Grundstück verpflichtet sind. Ich bitte daher um Verständnis, das geräumte Hauseinfahrten durch das Pflügen der Straße oder des Gehweges wieder mit Schnee zugeschoben sein können. Schnee lässt sich nicht in Luft auflösen, obwohl wir im Zentrum oder engen Straßen mit Buslinien diesen oft abführen.
Die Vielzahl von Anrufen und Meldungen die Gemeinde solle doch die zugeschobenen Einfahrten räumen, zeugen leider von einer illusorischen Anspruchshaltung die bereits weit verbreitet ist und nicht von eigeninitiativem Handeln zeugt.
Es gibt jedoch auch andere Beispiele. Eine ältere Frau hat Anfang der Woche eine Telefonnachricht hinterlassen, ob der Bauhof nicht ihre durch den Schneepflug zugeschobene Einfahrt räumen könne, da sie sich damit schwertut. Eine ¼ Stunde später ruft die Dame nochmals an und bedankt sich für die rasche Reaktion, da die Einfahrt nun frei sei. Ich musste sie informieren, dass das nicht der Bauhof gewesen ist und sie sich doch mal bei den Nachbarn erkundigen soll. Und tatsächlich war es eine Nachbarin, die unaufgefordert gehandelt hat, die Eigeninitiative gezeigt hat.
Dieses eigeninitiative Handeln hat Tradition in Rankweil. Wir haben es vorher schon beim Jubiläum „150 Jahre Feuerwehr“ gehört. Einwohner Rankweils wünschten sich nicht nur die Einrichtung einer Feuerwehr, sondern stellten sich auch gleich selbst dazu zur Verfügung. Überall sind Bürgerinnen und Bürger am Werk, die zugunsten anderer auf freiwilliger Basis ohne Entlohnung, meistens in Vereinen und Organisationen, aktiv werden. Dieser Einsatz, dieses bürgerliche Engagement, dieses Miteinander ist der unverzichtbare soziale „Klebstoff“, welcher unsere Gesellschaft zusammenhält. Wer sich freiwillig engagiert, leistet seinen Beitrag zu einem Gesellschaftssystem, das auf Vertrauen und Solidarität, Eigeninitiative und Verantwortung aufbaut.
Das Engagement jedes einzelnen bringt auch Chancen für alle: Eine Bürgergesellschaft, die von der Idee und Arbeit ihrer Bürgerinnen und Bürger lebt, wird Herausforderungen wie zum Beispiel im Pflege- und Betreuungssystem in Zukunft besser bewältigen können. Es stärkt und erhält die Zivilgesellschaft, es schafft soziale Bindungen, trägt zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei und fördert die Lebensqualität und den sozialen Fortschritt. Es ist unbestritten, dass es uns hier in Rankweil gut geht. Rankweil bietet seinen Bürgerinnen und Bürgern eine hervorragende Lebensqualität und einen hohen Kultur- und Freizeitwert mit vielen öffentlichen Einrichtungen.
Wir haben eine gute Ausgangslage, um die Herausforderungen der Zukunft gut bewältigen zu können. Beispielsweise im Bereich des Pflege- und Betreuungssystem zeigt die seit Jahren gelebte gute Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure wie Herausforderungen angegangen werden können. Die Marktgemeinde Rankweil unterstützt ihre Vereine in erheblichem Maße. Wir alle wollen diese Einrichtungen und Institutionen nutzen und fördern. Wir sind stolz auf sie. Wir genießen die Vorteile und Annehmlichkeiten, die sie uns bringen, – und – sie machen auch einen Teil des Charmes unseres Ortes aus. Im Jahr 2019 warten viele Aufgaben auf uns, die wir als Chance sehen, unseren Ort weiterzuentwickeln. Bei der Gymnaestrada können wir beweisen wie schön es bei uns in Rankweil sein kann. Deshalb bitte ich Sie, auch in den kommenden zwölf Monaten durch ihr ehrenamtliches Engagement aktiv an unserem Gemeinwesen mitzuarbeiten, damit Rankweil weiterhin als Gemeinde mit hoher Lebensqualität bekannt ist.
Für das neue Jahr wünsche ich ihnen Erfolg und Kraft für die vielen kleinen und großen Aufgaben, die täglich bewältigt werden müssen sowie gesundes Vertrauen in sich selbst, in ihre Mitmenschen und in die Zukunft.