Gemeinsam Abschied nehmen - Totenwache in Rankweil

Einige Betroffene berichten, wie tröstlich und stärkend sie die Totenwache im Herzeleid um ihre Lieben erlebt haben.

Die Zeit zwischen Tod und Begräbnis eines Menschen ist geprägt von Traurigkeit und Abschiednehmen. Darüber hinaus müssen Angehörige in diesen Tagen an vieles denken. Da ist es wohltuend, auch auf bewährte Gewohnheiten zurückgreifen zu können. Dazu gehört bei uns das gemeinsame Gebet im Rahmen einer Totenwache am Vorabend des Begräbnisgottesdienstes.

Ehrbezeugung
Bei der Totenwache kommen Angehörige, Freunde und die Pfarrgemeinde der/des Verstorbenen zusammen, um gemeinsam Abschied zu nehmen. Sie bietet vielen die Möglichkeit, der/dem Verstorbenen die „letzte Ehre zu erweisen“. Mitunter übersehen Angehörige, dass es nicht wenigen, an die sie vielleicht in diesem Augenblick gar nicht denken, ein Bedürfnis ist, dem/der Verstorbenen ein letztes „Mach’s gut!“ oder „Danke!“ zuzurufen. Die Totenwache bietet Raum für diese liebevollen Zeichen der Wertschätzung, besonders jenen, die am Begräbnis nicht teilnehmen können.  

Stärkung durch Gemeinschaft und Gebet
Von allen Angehörigen wissen wir, wie sehr sie in der Zeit der Trauer dankbar sind für Menschen, die unaufdringlich, aber spürbar zeigen: „Ich bin für dich da! Ich denke an dich!“ Es ist zudem Auftrag unserer Glaubensgemeinschaft, für Trauernde die Botschaft der Auferstehung lebendig zu halten. Das gelingt beim gemeinsamen Beten oft besser als durch andere Worte. Die Totenwache ist „Seelsorge“ im besten Sinn, denn die Angehörigen dürfen die mitsorgende Gemeinschaft mit Nachbarn und Freunden, aber auch mit Jesus Christus spüren. Der Trost dieser Gemeinschaftserfahrung geht viel tiefer, als man meinen mag, und ist auf Dauer gesehen stärker als jede Träne.

Danke, dass einige Betroffene berichten, wie tröstlich und stärkend sie die Totenwache im Herzeleid um ihre Lieben erlebt haben. *

Pfr. Walter Juen

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Heidi Koch

Die Totenwache ist für mich ein ganz bedeutender Brauch in den Tagen des Ablebens und der Beerdigung eines Menschen. Beim Heimgang meiner Mama vor einem Jahr haben wir innige Wertschätzung, Verbundenheit und Dankbarkeit mit der Familie, Freunden und der Pfarrgemeinde erfahren. Dieses Ritual gab uns viel Trost, Kraft und Hoffnung in den Tagen des Abschiednehmens.

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Andreas Prenn

Ich habe über viele Jahre oft erleben dürfen, dass die in der römisch-katholischen Kirche gebräuchlichen Abläufe und Riten beim und nach dem Ableben einer nahestehenden Person für alle Beteiligten eine große Unterstützung bei der Bewältigung der Trauer sind. Sie geben Halt und ermöglichen gleichzeitig, in einem würdevollen und getragenen Umfeld, ganz bewusst Abschied von dieser Person zu nehmen.

Die Totenwache – so wie sie in Rankweil gefeiert wird – ist für mich ein schönes Beispiel dafür. Als unser Vater im Alter von 95 Jahren von dieser Welt gegangen ist, haben wir uns als Familie sehr intensiv damit beschäftigt, wie wir die Totenwache mitgestalten können. Wir haben uns überlegt, was unseren Papa ausgemacht hat und wie ihn viele Bekannte erlebt haben. In der Vorbereitung der Totenwache haben wir stundenlang viele Geschichten und Erlebnisse um und mit unserem Papa Revue passieren lassen. Viele dieser Eindrücke haben wir dann bei der Totenwache mit Hilfe von Fotos an die Wand hinter dem Altar projiziert. Vor dem Altar haben wir seinen Hocker mit Stoffen, Scheren und anderen Utensilien aus seiner geliebten Schneiderwerkstatt platziert. Denn unser Papa war für viele Rankwei-ler/innen ganz einfach der „Schneidermeister“. Auch beim Verfassen seines Lebenslaufes, der bei einer Totenwache oft verlesen wird, wurden viele Erinnerungen an ihn nicht nur für uns wieder wach. Die Totenwache ermöglicht es, die verstorbene Person in die Mitte zu nehmen und ihr Bild im Herzen zu bewahren.

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Irmgard Morscher

Mein Schwiegerpapa – Jahrgang 1923 – wuchs gänzlich eingebettet in die christliche Tradition auf. So war er getauft, gefirmt, hat kirchlich geheiratet und dann auch seine Frau und einen Sohn christlich begraben. Jahrelang besuchte er, solange es ihm möglich war, die sonntäglichen Gottesdienste in der Basilika. Gegen Ende seines Lebens empfing er die Krankensalbung. Die Totenwache gehörte für uns logischerweise dazu, um den Kreis seines Lebens vollenden zu lassen. Einen weiteren Grund stellte die Tatsache dar, dass Freunde der Familie uns das Angebot gemacht haben, diese Totenwache zu gestalten. Sie kannten unseren Walfried schon seit ihrer Jugend, hatten viele Höhepunkte und schwere Zeiten miterlebt, kannten auch uns als Familie gut. Wir konnten sicher sein, dass die Erinnerung an meinen Schwiegerpapa in einer sehr privaten und persönlichen Art gestaltet sein würde. Für mich selbst war die Totenwache der Zeitpunkt, an dem ich nochmals meine Jahre mit Walfried Revue passieren lassen, all das Schwere abgeben und ihm für die schönen Momente danken konnte.

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Reinhilde Wöß

Die Totenwache abends empfand ich anlässlich des Todes von Peter als wichtigen Teil der Verabschiedung, getragen und getröstet von allen Anwesenden. Zuerst konnten wir daheim im Kreis der Familie, einige Tage später abends in der St.-Josefs-Kirche mit Familie, vielen Freunden und Bekannten Peter in die Mitte nehmen, um Abschied zu nehmen und ihn in Gottes Hände zurückzugeben. Die St.-Josefs-Kirche, unsere Hochzeitskirche, gab uns Raum und Zeit, gemeinsam Rückschau zu halten auf Peters Leben, sein Wirken und Sein. Gebete, Fürbitten, Texte und schöne Musik aus dem Montafon begleiteten uns durch die Totenwache. Wir fühlten uns getragen, getröstet, nicht alleingelassen und umgeben von vielen mittrauernden Menschen, die die Möglichkeit bekamen, abends Abschied zu nehmen. Für mich und meine Familie war das ein wichtiger Teil der Trauerzeremonie, bevor wir am anderen Tag in der Basilika mit dem Auferstehungs-Gottesdienst und der Beisetzung endgültig Abschied genommen haben. Ich bin sehr dankbar, dass wir umgeben von so unzählig vielen Menschen in feierlichen, tröstenden Ritualen Abschied von Peter nehmen durften. Es gab uns viel Kraft und Trost, ich möchte das nicht missen. Unvorstellbar, diesen Weg alleine in Stille zu gehen, die kommt dann im Nachhinein noch genug.

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Christa Egger

Warum haben wir uns für eine Totenwache entschieden? Unser Papa war ein Mensch, der nie im Mittelpunkt stehen wollte, und er hatte mit uns auch einmal darüber gesprochen, ihn nur im Rahmen des Begräbnisses zu verabschieden. Für uns als Trauerfamilie war dann aber sehr schnell klar, dass wir gerne eine Totenwache für unseren Papa machen möchten. Einerseits um den Menschen, die unter der Woche arbeiten, die Möglichkeit zu geben, sich vom Verstorbenen zu verabschieden und ihre Anteilnahme auszudrücken, und auf der anderen Seite auch für uns, um an unseren Papa zu denken und ihn mit guten Gedanken auf seiner letzten Reise zu begleiten.

Was hat uns bei der Totenwache bereichert? Das war mit Sicherheit die Möglichkeit, diese sehr persönlich zu gestalten. Wir waren sehr dankbar, dass unsere Totenwächterin Elisabeth Bösch zu einem sehr angenehmen und offenen Vorbereitungsgespräch zu uns kam. Sie hat uns mit der ausgezeichneten Organisation und wertvollen Tipps das Gefühl gegeben, dass alles bereits in trockenen Tüchern ist, wir aber durch persönliche Texte, Geschichten und musikalische Beiträge die Totenwache mitgestalten können. Alles unsere Gefühle und Gedanken hatten Platz in dieser Totenwache und unser Papa war ganz nah bei uns. Im Nachhinein betrachtet, war die Totenwache für uns als Familie ein sehr wichtiger Baustein in der Zeit des Abschiednehmens.