Religionen hören und verstehen

Benefizkonzert für Flucht und Asyl in Rankweil

Zwei Gruppierungen bauten am Freitag, dem 24.März 2017, musikalische Brücken zwischen Christentum und Islam. Im ersten Teil des Konzertes war die Musikgruppe „Kobane“ unter der Leitung von Renate Feichtinger zu hören. Die Musiker stammen aus Syrien, dem Irak und Vorarlberg.

Noch vor wenigen Jahren war der Name Kobane keinem von uns ein Begriff. Als 2014 die syrische Grenzstadt Kobane zur Türkei unbarmherzig in den Bürgerkrieg hineingezogen wurde, wurden die schrecklichen Bilder aus der Stadt in die ganze Welt ausgestrahlt. Inzwischen sind etwa 5 Millionen Syrer auf der Flucht – eine Schande für die Weltgemeinschaft. In Rankweil sind etwa 1% der Bevölkerung Menschen als Flüchtlinge, als Asylanten aus verschiedenen Ländern wohnhaft Frau Feichtinger erzählte die aufrüttelnde Geschichte einer Flucht „Mutter mit Kind“. Wenn man ohne materielle Güter aus seiner Heimat fliehen muss, dann bleiben nur noch die geistigen Güter, wie Dichtung, Träume, Hoffnung und Musik. Musik, die über alle Grenzen von Sprache, Religion, Hautfarbe und Staatszugehörigkeit hörbar, spürbar und verständlich ist.

Die Gruppe Kobane ließ diese Musik vor allem mit Liebesliedern in kurdischer und arabischer Sprache, begleitet von Ud, Bouzouki, Gitarre, Tamburin und Trommeln, auf die Konzertbesucher einwirken. Man fühlte sich zeitweise entrückt in die Welt von Tausend und einer Nacht, die Melodien klangen so ungewohnt (weit weg von den bekannten Alltagsrhythmen und –harmonien des Radios), eine Klangwelt mit mehr als nur den gängigen Halb- und Ganztonschritten. Das waren sie auch, diese exotischen Vierteltonschritte, die den Abend so außergewöhnlich machten, diese beinahe jazzartigen Melodien, nach Improvisation klingend. Mit einem hebräischen Friedenslied – Shalom – schloss der erste Teil.

Im  zweiten Teil des Konzertes entführten Aglaia Maria Mika und Aydin Balli die aufmerksamen Zuhörer in die Welt der religiösen mystischen Dichtung und Musik. Das Zusammenspiel von Aglaia und Aydin darf ohne weiteres als congenial bezeichnet werden. Wenn Frau Mika Texte und Melodien von Hildegard von Bingen (11.Jh.) singt und Aydin Balli mit unendlichem Feingefühl begleitet, dann ist das Zelebration vom Feinsten. Dasselbe gilt für die vertonten Texte der  mystischen Dichter Yunus Emre (ein türkischer Dichter aus dem 13./14.Jh.)  und Dschalaluddin Rumi (ein persischer Dichter des 13.Jh.). Aglaia Mika las einen Text zur Flüchtlingssituation vor, der von einem buddistischen Mitbruder Geshe Tenzin Phende, welcher aus gesundheitlichen Gründen leider nicht mitwirken konnte.

Der Ausklang der feinfühligen Kombination sufistischer und christlicher Texte und Melodien bildete der Sonnengesang von Franz von Assisi (12./13.Jh.)  – gleichsam einem alten Bekannten - mit einer Einladung zum Mitsingen des Refrains „Laudato si o mi Signore“ – „Gelobt seist du, mein Herr!“

Frau Vizebürgermeisterin Katharina Wöß-Krall informierte die ZuhörerInnen am Ende des Konzertes über das Koordinationsteam „Flucht und Asyl in Rankweil – Wir helfen“. Dieser Abend in unserer St. Peter-Kirche ist allen KonzertbesucherInnen zu einem bewegenden Erlebnis geworden.

Ein herzliches Dankeschön gilt neben den vielen Künstler-Innen auch allen SpenderInnen. Es konnten Euro 835,32 für die Aktivitäten der AG „Flucht & Asyl & Integration in Rankweil“ eingenommen werden. *

Siegfried Bertsch
für die Freunde von St. Peter